Der Bärenzwinger

Der erste Nachweis des Bären als Berliner Wappentier stammt vom 22. März des Jahres 1280 und findet sich auf einem Siegel eines Gildebriefes. Heute kennt jeder den Berliner Bären, eines der Wahrzeichen Berlins. Was viele Berliner aber nicht kennen, ist der Berliner Bärenzwinger im Köllnischen Park.

Fast zeitgleich mit dem Angriff Deutschlands auf Polen im Jahr 1939 wurde der Zwinger in Berlin-Mitte eröffnet. Fünf Bären sperrte man dort als lebendige Wappentiere ein. Vier von ihnen wurden während des Krieges getötet. Unmittelbar nach dem Krieg wurde der Bärenzwinger geschlossen und mit Sand zugeschüttet, jedoch nur wenige Jahre später, 1949, mit zwei neuen Tieren wieder eröffnet.

Seit dem Tod von Tilo im Jahr 2007 leben nur noch zwei Bären in dem veralteten Zwinger, Mutter Schnute (geb. 1981) und Tochter Maxi (geb. 1986). 14 Stunden am Tag sind die beiden Bären in Innengehege von gerade einmal 8,5m² und 11m² eingesperrt – aus sicherheitstechnischen Gründen.

Nur während der Arbeitszeit der Tierpflegerinnen dürfen sie auf die beiden winzigen Betonplattformen, umgeben von einer mit riesigen Eisendornen gesäumten Mauer. Alu-Bierfässer, Autoreifen und eine Art Planschbecken sollen als Abwechslung dienen.

Auch wenn es in den letzten Jahren Bemühungen gab, die Bedingungen im Bärenzwinger zu verbessern, reichen diese nicht aus, den Bedürfnissen der Bären auch nur annähernd gerecht zu werden. Eine verhaltensgerechte Unterbringung orientiert sich an der Lebensweise der jeweiligen Tierart in freier Wildbahn. Bei Bären heißt dies:

  • dass sie in freier Wildbahn ein Territorium von bis zu 20.000 Hektar haben und so täglich leicht Strecken von mehreren Kilometern zurücklegen,
  • dass sie dämmerungs- und nachtaktiv sind,
  • dass sie sich bis zu 94% des aktiven Tagesverlaufs mit der Nahrungssuche beschäftigen,
  • in der Zeit von Oktober bis April witterungsbedingt etwa zwei bis sechs Monate Winterruhe halten.

Schnute und Maxis Haltung kann somit nicht als verhaltensgerecht bezeichnet werden. Eine Folge dessen ist, dass die Tiere Stereotypien zeigen. Ein eindeutiges Zeichen von Leiden.

Noch entspricht die Größe des Bärenzwingers den Mindestvorgaben des sogenannten Säugetiergutachtens. Jedoch wird dieses derzeit grundlegend überarbeitet. Es ist abzusehen und nur noch eine Frage der Zeit, dass der Zwinger nicht mehr den Anforderungen an die Haltung von Bären in Gefangenschaft entsprechen wird.

Eine Vergrößerung oder gravierende Umbauten sind nicht möglich, da die Anlage unter Denkmalschutz steht.

Das Bärenbündnis fordert, dass Schnute und Maxi in eine Auffangstation gebracht werden.

In den letzten Jahren wurden in Deutschland zahlreiche Bärenauffangstationen eröffnet. Sie bieten den Tieren weitläufige, natürliche Gehege. Dort können sie ihre arttypischen Bedürfnisse wieder entdecken und befriedigen.
Bereits mehrfach haben diese Stationen Angeboten Schnute und Maxi aufzunehmen, doch bislang wurde dies immer vom Bezirk Mitte, dem die Bären gehören mit Verweis auf das hohe Alter der Tiere abgelehnt. Dabei verfügen alle diese Stationen über langjährige Erfahrung mit dem Transport geschwächter, kranker oder alter Tiere. Daher ist das Risiko, das eine Narkose darstellt, als gering zu bewerten und keinesfalls  ein Grund, eine Umsiedlung der Tiere abzulehnen.

Das Bärenbündnis und seine Mitgliedsvereine fordern vom verantwortlichen Bezirksbürgermeiser Dr. Christian Hanke Schnute und Maxi endlich die Freiheit zu schenken.

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